Stadtgeschichte
Wasungen liegt zwischen dem Thüringer Wald und der Rhön im Werratal, ca. 270 m ü. d. M. Die ca. 3.300 Einwohner zählende Kleinstadt (durch Gemeindefusion ab 01.01.2019 ca. 5600 Einwohner) blickt auf eine reiche und interessante Geschichte zurück. Der Ort wurde 874 erstmals urkundlich erwähnt. Nach dieser Urkunde schenkte die Adlige Kunihilt ihren Besitz im Grabfeldgau (ehem. Verwaltungseinheit in Ostfranken), darunter ihre Ländereien und Hörigen in "Vuasunga", an das Kloster Fulda. Es handelte sich dabei um eine Vorgängersiedlung, ein Agrardorf auf dem linken Ufer der Werra. Der Name des Ortes leitet sich von dem althochdeutschen Wort "Wasen" = feuchter Rasen ab.
Die Entstehung der heutigen Stadt ist auf eine Marktsiedlung zurückzuführen, welche die Herren von Wasungen im 12. Jh. unterhalb ihrer Burg auf dem Schlossberg, die später "Maienluft" genannt wurde, anlegten.
Im 13. Jh. ging Wasungen an die Grafschaft Henneberg über, die sich bis zum Aussterben der Henneberger 1583 zu dem bedeutendsten Fürstentum des Territoriums entwickelte. Die Landesherren förderten die Stadtwerdung. 1299 wurde in Wasungen ein Wilhelmiterkloster gegründet, das bald zu einem ansehnlichen Grundbesitz gelangte und später in Widerspruch mit den Interessen des Bürgertums geriet. Das Kloster bestand bis 1525. Graf Berthold IV. von Henneberg bezeichnete 1301 den Ort als "Kleinstadt". Seine Bewohner waren Ritter, Geistliche und Bürger. 1308 hielt sich König Albrecht I. auf der hiesigen Burg auf und erweiterte die Stadtrechte mit denen der Reichsstadt Schweinfurt. Wasungen war der Sitz eines Verwaltungsamtes und eines Freien Kaiserlichen Landgerichts.
Das städtische Erscheinungsbild entwickelte sich im Laufe des 14. Jahrhunderts. Die erste Stadtkirche wurde bereits im 13. Jahrhundert errichtet. Das mittelalterliche Straßennetz, welches mit wenigen Veränderungen bis heute überliefert ist, wurde angelegt. Die Eckpunkte der Stadt erhielten Befestigungen, die später durch die 1325 erstmals erwähnte Stadtmauer verbunden wurden. Sie umgab mit 2 (später 3) Toren und 10 Wehr- und Wohntürmen die Altstadt in einer Größe von ca. 170 x 350 Meter. Ende des 15. Jahrhunderts hatte Wasungen ca. 600 Einwohner.
Seine erste große Blütezeit erlebte Wasungen im 16. und frühen 17. Jahrhundert. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung (u. a. im Textilgewerbe und in der Metallverarbeitung) war eine kulturelle Blüte zu verzeichnen. 1543/44 wurde hier die hennebergische Reformation durchgeführt. Die Fachwerkbaukunst erreichte ihren künstlerischen Höhepunkt. Aus dieser Zeit stammen die bedeutendsten historischen Baudenkmäler der Stadt. Die Zahl der Einwohner verdoppelte sich.
Der Dreißigjährige Krieg unterbrach diese Entwicklung und verursachte große Schäden. Wasungen verlor die Hälfte seiner Einwohner. Ein neuer Aufschwung ließ Jahrzehnte auf sich warten.
Am Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Wasungen nochmals zu einem blühenden Städtchen (Metall-, Leder-, Tabakverarbeitung und -handel). Kriege, Kleinstaaterei, Manufaktur- und Industriekonkurrenz bremsten jedoch den Aufschwung nach kurzer Zeit ab. Die Industrialisierung setzte in Wasungen nach dem Bau der Werra-Bahn und der Einführung der Gewerbefreiheit in Sachsen-Meiningen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Zigarrenmanufakturen, Papier-, Tuben- und Dachpappenfabrik, Sägewerke und Korbwarenbetrieb sowie das Baugewerbe bildeten die Grundlagen der städtischen Wirtschaft.
Nach 1945 wurden die Wirtschaftsbetriebe in mehreren Etappen verstaatlicht. Glasveredelung, Uhrenfabrik und Wintersportgerätewerk kamen hinzu. Die Landwirtschaft, die über Jahrhunderte als Nebenerwerb und zu Notzeiten zur Sicherung der Lebensgrundlagen diente, wurde in einer Produktionsgenossenschaft organisiert.
Seit der politischen Wende 1990 wird der historischen Altstadt besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Wasungens Stadtkern steht als Flächendenkmal unter Ensembleschutz.
Die ständige Ausstellung des Stadtmuseums (ehemaliges Damenstift) berichtet ausführlich zur Geschichte Wasungens.
Als Kleinod "fränkisch-hennebergischer" Fachwerkarchitektur, umgeben von einer idyllischen Hügellandschaft, ist Wasungen eine Reise wert! Über die Kulturveranstaltungen und das touristische Leistungsangebot der Stadt und ihrer Umgebung erteilt Ihnen die Tourist-Information gerne Auskunft. Hier werden auch Anmeldungen für Stadtführungen entgegen genommen.
Der historische Stadtkern von Wasungen blieb in seiner ursprünglichen Topographie im Wesentlichen über Jahrhunderte unverändert. In Fachwerk errichtete stattliche Adelshöfe und stolze Bürgerhäuser prägen das Gesicht der Altstadt. Auch zahlreiche Bauten der neueren Zeit zeugen von Traditionstreue. Sie zeigen typische alte Formen und Elemente "fränkisch-hennebergischer" Fachwerkbauweise.
Für eine Übersicht zu den schönsten Fachwerkhäusen, klicken Sie hier Stadtplan der Stadt Wasungen